Mit insgesamt 48 UNESCO-Welterbestätten gehört Frankreich zu den Ländern mit der höchsten Anzahl an Kultur- und Naturstätten weltweit. Im Juli 2021 wurden drei neue Orte in Frankreich in die UNESCO-Liste aufgenommen. Diese spiegelt den vielfältigen Reichtum an globalem Kultur- und Naturerbe wider, das es gilt, nachhaltig zu schützen und zu bewahren. Mit der Stadt Nizza als Hauptstadt des Riviera-Tourismus ist ein besonders prominenter Name dazugekommen, aber auch der Leuchtturm von Cordouan, der letzte bewohnte Leuchtturm Frankreichs, und der Kurort Vichy (zusammen mit 10 weiteren bedeutenden Kurstädten Europas) sollten KulturliebhaberInnen bei ihrer nächsten Frankreichreise auf dem Schirm haben.
Nizza, Winterkurort an der Côte d'Azur
In Nizza entstand Ende des 18. Jhd. eine neue Art der Stadtplanung, die zunächst auf den Winter- und in einem zweiten Schritt auf den Sommertourismus ausgerichtet wurde. An einem außergewöhnlichen Ort, inmitten von Meer und Gebirge, entwickelte sich aus einem bereits vorhandenen Stadtkern eine neuartige, kosmopolitische Stadt, deren Entwicklung zwischen 1760 und 1960 durch ihre Funktion als Ferienort bestimmt wurde.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte Nizzas internationaler Erfolg zur Entwicklung ähnlicher Stadtplanungsprojekte an weiteren Orten entlang der Küste, die ein vergleichbares Relief und Klima aufweisen. Nizza gilt aufgrund seines städtischen Ausmaßes und der Vielfältigkeit seines Kulturerbes als Referenzstadt der französischen Riviera.
„Die Geschichte Nizzas, die sowohl tief verwurzelt als auch offen, mediterran und alpin, europäisch und kosmopolitisch ist, hat eine einzigartige Architektur und Landschaft hervorgebracht, die ein Modell für viele andere Städte in der Welt ist.“, so Christian Estrosi, Bürgermeister von Nizza
„Diese Auszeichnung macht Nizza zu einem Archetyp des Winterkurortes an der Riviera mit seiner außergewöhnlichen Lage zwischen Meer und Bergen und den verschiedenen Einflüssen, die sein Erbe geprägt haben.“, erklärte Roselyne Bachelot, Kulturministerin
Der Leuchtturm von Cordouan
Der Leuchtturm von Cordouan steht auf einem flachen Felsplateau im Atlantik, an der Mündung der Gironde. Er wurde zwischen dem späten 16. und dem frühen 17. Jhd. erbaut, und ist somit der älteste französische Leuchtturm, der noch in Betrieb ist. 1862 wurde er bereits unter Denkmalschutz gestellt und trägt den Beinamen „Leuchtturm der Könige“. Bei Ebbe lässt sich das beeindruckende Gebäude aus weißen Kalkstein sogar besuchen.
Der monumentale Turm von Cordouan ist mit Pilastern, Säulen, Konsolen und Wasserspeiern verziert und stellt die wichtigsten Phasen der architektonischen und technologischen Geschichte der Leuchttürme dar. Er wurde mit dem Ziel errichtet, die Tradition der berühmten Leuchttürme der Antike fortzuführen und die Kunst des Leuchtturmbaus in einer Periode der Entwicklung der Schifffahrt zu bezeugen, in der Leuchttürme eine wichtige Rolle als territoriale Markierungen und Sicherheitseinrichtungen spielten.
„Die Entscheidung des Welterbekomitees erkennt die Bemühungen von Generationen von Männern und Frauen an, die dieses Denkmal seit über 400 Jahren erhalten, entwickelt und weitergegeben haben. Die Eintragung in die Welterbeliste ist eine großartige Nachricht für unser Land, aber sie bringt auch eine große Verantwortung mit sich, diese außergewöhnliche Stätte auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Nachdem er Tausende von Seeleuten und ihre Boote geleitet hat, symbolisiert dieser Leuchtturm weiterhin das französische Genie und hat einen besonderen Platz in unserem nationalen maritimen Erbe.“, so Annick Girardin, Ministerin für Meeresangelegenheiten
Vichy, eine der großen Kurstädte Europas
Die Stadt Vichy gehört zu einer Gruppe von 11 Kurorten in 7 Ländern (darunter auch Baden bei Wien), die als außergewöhnliches Zeugnis der europäischen Kur- und Bäderkultur anerkannt sind, die zwischen 1700 und den 1930er Jahren ihre Blütezeit erreichte.
Bedeutende Thermal- und Mineralquellen bildeten dabei die Keimzellen für die Entwicklung ganzer Orte und Städte, deren urbane Struktur vom internationalen Kur- und Badebetrieb dominiert war. Nicht nur die medizinischen Bade- und Kuranlagen selbst prägten dabei das Erscheinungsbild dieser Städte, sondern die gesamte gesundheitstouristische Infrastruktur mit Kurhotels, Park- und Sportanlagen, Promenaden, Theatern und ausgedehnten Villenvierteln. Dabei spielten die „Great Spas“ eine wesentliche Rolle in der europäischen Kulturgeschichte, besonders in Bezug auf die Entwicklung der Kurmedizin und des modernen Tourismus.
Vichy ist der prestigeträchtigste und bekannteste französische Kurort. Die Stadt am rechten Ufer des Allier-Flusses verbindet städtebauliche Prinzipien des Pariser Städtebaus mit einer Thermalpromenade innerhalb der Stadt. Napoleon III. förderte den Bau einer neuen Kurstadt mit Parks und Boulevards, einem kosmopolitischen „Petit Paris“ mit großen Kurhäusern, Cafés, die durch eine große überdachte Promenade verbunden waren, einem Kasino und Theater, Hotels und Villen.
„Diese Aufnahme in die Liste der Großen Kurstädte Europas ist ein wunderbarer Ansatzpunkt, um das Kulturerbe von Vichy weithin bekannt zu machen und den Einfluss unserer Stadt über ihre Grenzen hinaus zu stärken.“, Frederic Aguilera, Bürgermeister von Vichy